Außenknöchelbruch
Der Außenknöchelbruch ist in über 80%
der Fälle Folge einer traumatischen Verrenkung (Subluxation/Luxation) des
Sprungbeines aus der Gelenkbildenden Knöchelgabel, meistens durch einen
Fehltritt oder Sturz (Umknickverletzung) verursacht. Eine direkte
Gewalteinwirkung als Ursache ist selten.
Je nach Fußstellung im Moment der Verletzung und Größe der einwirkenden Kraft
treten unterschiedliche Verletzungsmuster auf.
Klassifikation
Die im klinischen Alltag gebräuchlichste Einteilung der Sprunggelenksfrakturen / Fibulafraktur ist die nach Danis und Weber (Weber 1966). Sie bezieht sich ausschließlich auf die Frakturhöhe des Wadenbeins in Bezug auf die Syndesmose:
Weber A: Fraktur der
Außenknöchelspitze unterhalb der Syndsmose. Syndesmose immer intakt.
Weber B: Fraktur des
Außenknöchels auf Höhe der Syndesmose. Syndesmose meist verletzt, jedoch nicht
notwendigerweise mit resultierender Instabilität der Sprunggelenksgabel.
Weber C: Fraktur des Außenknöchels oberhalb der Syndesmose. Syndesmose immer zerrissen mit resultierender Instabilität der Sprunggelenksgabel.
Ist nicht nur der Außenknöchel von der Fraktur betroffen wird im klinischen Alltag unterscheiden zwischen:
Bimalleolarfraktur: Außen- und Innenknöchelfraktur
Trimalleolarfraktur: Außen- und Innenknöchelfraktur plus Fraktur der Schienbeinhinterkante
Trümmerfrakturen: Zerstörung des knöchernen Sprunggelenkes mit Beteiligung von Innen- und Außenknöchel sowie des Schienenbeines.
Mit der AO-Klassifikation (Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese) können alle Bruchformen des Sprunggelenkes exakt eingeteilt werden:
A-Fraktur:
Sprunggelenksfraktur unterhalb der Syndesmose
A1 Einfache Außenknöchelfraktur
A2 Außen- und Innenknöchelfraktur
A3 Außen- und Innenknöchelfraktur mit postero-medialer Fraktur
B-Fraktur:
Sprunggelenksfraktur auf Höhe der Syndesmose
B1 Einfache Außenknöchelfraktur
B2 Außen- und Innenknöchelfraktur
B3 Außen- und Innenknöchelfraktur mit postero-lateraler Fraktur
(Volkmann-Dreieck)
C-Frakturen:
Sprunggelenksfraktur oberhalb der Syndesmose
C1 Einfache diaphysäre Fibulafraktur
C2 Diaphysäre Fibulafraktur, mehrfragmentär
C3 Proximale Fibulafraktur
Die Einteilung nach Lauge-Hansen (1950) unterscheidet 4 Verrenkungsbruchformen und berücksichtigt dabei die Stellung des Fußes zum Unfallzeitpunkt, sowie die Richtung und das Ausmass der einwirkenden Kraft:
Supinations-Adduktions-Fraktur (Umknicken über den äußeren Fußrand)
Pronations-Abduktions-Fraktur (Umknicken über den inneren Fußrand)
Supinations-Eversions-Fraktur
Pronation-Eversions-Fraktur
Diagnostik
Bei begründetem Verdacht auf eine
Sprunggelenksfraktur sollte in jedem Fall eine Röntgenaufnahme des
Sprunggelenkes in zwei Ebenen durchgeführt werden. Wichtig ist dies zur
Bestätigung der Verdachtsdiagnose, Einschätzung des Frakturausmaßes und der
Frakturart, zur Ausschlussdiagnostik anderer Verletzungen und zum Planen der
Therapiemaßnahmen.
Bei Verdacht auf eine kniegelenksnahe Wadenbeinverletzung (Maisonneuve-Fraktur)
sollte der ganze Unterschenkel in zwei Ebenen geröntgt werden (wird manchmal
übersehen!).
Bei Frakturmitbeteiligung des Sprunggelenktragenden Schienbeins (Pilon tibiale)
kann zur besseren Frakturbeurteilung und Therapieplanung eine
Computertomographie des Sprunggelenkes sinnvoll sein.
Komplikationen
Komplikationen können bei der
konservativen Therapie wie bei der Operation des Außenknöchelbruchs vorkommen.
Komplikationen bei konservative Therapie:
Abrutschen der Fraktur (Sekundäre Dislokation)
Druckschäden durch Gips
Falschgelenkbildung (Pseudarthrose)
Morbus Sudeck
Komplikationen bei operative Therapie:
Gefäß- Sehnen- und
Nervenverletzungen
Infektion
(Abrutschen der Fraktur)
Implantatlockerung
Falschgelenkbildung (Pseudarthrose)
Morbus Sudeck
Thrombose / Lungenembolie
Prognose
Die Prognose zur Wiedererlangung eines dauerhaft funktionstüchtigen Sprunggelenkes ist unabhängig vom Frakturtyp gut. Voraussetzung ist eine exakte Fraktureinrichtung und die Schaffung natürlicher Sprunggelenksverhältnisse.
Etwa acht Wochen nach der Operation sollte ein flüssiges Gangbild wieder erlangt werden können, Fahrradfahren und Schwimmen sind möglich. Sehr belastende Sprunggelenkssportarten wie Fußball und Tennis können nach ca. 3-6 Monaten wieder aufgenommen werden.