Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Bei der Definition einer Hypoglykämie geht man
von Nicht-Diabetikern aus, da Diabetiker aufgrund ihrer Grunderkrankung per
definitionem eine andere Glukosetoleranz besitzen. Obwohl Blutzuckergrenzwerte
aufgrund interindividueller Unterschiede schwer festlegbar sind, liegt in der
gängigen Fachliteratur bei Blutzuckerwerten unter 50 mg/dl (2,77 mmol/l) eine
Unterzuckerung vor.
Man unterscheidet eine Hypoglykämie ohne Symptome („asymptomatische Hypoglykämie“)
und eine mit Symptomen („symptomatische Hypoglykämie“). Bei letzterer
unterscheidet man wiederum zwei Schweregrade, zum einen ob sich der Betroffene
noch selbst helfen kann oder ob er auf Fremdhilfe angewiesen ist. Klassische
Symptome sind je nach Dauer und Ausprägung des Zustandes beispielsweise
Schweißausbrüche und Trübung des Bewusstseins über ein Delir bis hin zum Koma (hypoglykämisches
Koma, umgangssprachlich Zuckerschock genannt). Eine unbehandelte schwere und
andauernde Hypoglykämie kann tödlich enden. Sie darf nicht mit dem diabetischen
Koma (Coma diabeticum) verwechselt werden, einer schweren
Stoffwechselentgleisung mit Überzuckerung (Hyperglykämie).
Gewisse Zellen des menschlichen Körpers, wie beispielsweise Hirnzellen, sind auf
eine kontinuierliche Energiezufuhr in Form von Glucose angewiesen. Bei der
Hypoglykämie sinkt der Zuckergehalt des Blutes so weit ab, dass die
Funktionsfähigkeit der Zellen beeinträchtigt wird. Daher treten bei
stoffwechselgesunden Personen bereits bei Werten unter etwa 60 mg/dl erste
Kompensationsmechanismen auf, deren Ziel es ist, den Blutzuckerwert wieder zu
steigern. Durch diese Kompensationsmechanismen kommt es auch bei längeren
Hungerperioden nicht zu bedrohlichen Hypoglykämien.
Ursache einer Hypoglykämie ist in aller Regel ein relatives Übermaß an dem Blutzucker-senkenden Hormon Insulin im Blut, oder die Überdosierung Blutzucker-senkender Medikamente, wie bestimmter Antidiabetika, wodurch die physiologischen Kompensationsmechanismen überfordert werden. Ursache einer solchen Hyperinsulinämie ist meist eine Überdosierung einer Insulin-Injektion im Rahmen der Behandlung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In sehr seltenen Fällen können auch insulin-produzierende Tumoren (Insulinome) die Ursache sein.
Die Therapie der Hypoglykämie besteht aus der oralen Gabe von Glucose. Im medizinischen Notfall oder wenn der Patient nicht schlucken kann, muss Glucose intravenös verabreicht werden. Zur Blutzuckersteigerung kann notfallmedizinisch auch intramuskulär oder subkutan Glucagon verabreicht werden. Langfristig ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch eine Verbesserung der Insulintherapie oder die Beseitigung anderer Ursachen (beispielsweise Entfernung eines Insulinoms) angezeigt.